Kreuzbandriss Symptome: Wie erkenne ihn?
Ein Kreuzbandriss (cruciate ligament injury, cruciate ligament tears) ist eine der häufigsten Verletzungen des Knies und kann erhebliche Schmerzen und Bewegungseinschränkungen verursachen. Dabei kann das hintere Kreuzband, das vordere Kreuzband oder wie in seltenen Fällen beide betroffen sein. Dieser Artikel liefert eine detaillierte Analyse der Symptome eines Kreuzbandrisses, der Ursachen und der Diagnoseverfahren, unterstützt durch wissenschaftliche Erkenntnisse und aktuelle Studien.
- Kreuzbandriss Symptome: Wie erkenne ihn?
- Wie oft tritt ein Kreuzbandriss auf?
- Wie entsteht ein Kreuzbandriss?
- Was sind die Symptome eines Kreuzbandrisses?
- Ab wann treten Schmerzen bei einem Kreuzbandriss auf?
- Welche Differenzialdiagnosen gibt es bei einem Kreuzbandriss?
- Wie wird der Kreuzbandriss diagnostiziert?
- Wie wird ein Kreuzbandriss therapiert?
- Was sind die Folgen eines Kreuzbandrisses?
- Wie kann man sich vor einem Kreuzbandriss schützen?
- Quellen
Auf einen Blick
- Häufigkeit: In Deutschland 20.000-30.000 Fälle pro Jahr, Männer häufiger als Frauen betroffen, vorderes Kreuzband ca. zehnmal häufiger verletzt als das hintere
- Entstehung: Übermäßige Rotationsbewegungen, Valgus-Außenrotations- oder Varus-Innenrotationstrauma, abrupter Bewegungsstop, Anpralltrauma
- Symptome: Akute Schmerzen, Instabilität, „Giving-Way-Phänomen“, Zerreißgefühl, hör- und spürbares Krachen
- Differenzialdiagnosen: Meniskusrisse, Verletzungen des Seitenbandes, Knochenbrüche, andere Bänderverletzungen im Knie
- Diagnose: Klinische Untersuchung, MRT, spezifische Tests wie Vorderer Schubladen-Test, Vorderer Lachman-Test, Pivot-Shift-Test, Röntgen
- Therapie: Hochlagerung, Kühlung, Schmerzmittel, Ruhigstellung, ggf. Operation zur Stabilisierung, Kreuzbandplastik, konservative Behandlung für hintere Kreuzbandrisse.
- Folgen: Instabilität, erhöhtes Risiko für Meniskus- und Knorpelschäden, potenzielle Gonarthrose
- Prävention: Neuromuskeltrainingsprogramme, spezielle Trainingsprogramme
Wie oft tritt ein Kreuzbandriss auf?
In Deutschland werden jedes Jahr etwa 20.000 bis 30.000 Verletzungen des vorderen Kreuzbandes behandelt, wobei Männer bis zu viermal häufiger betroffen sind als Frauen. Läsionen des vorderen Kreuzbandes (VKB) sind zudem etwa zehnmal häufiger als die des hinteren Kreuzbandes (HKB).
Wie entsteht ein Kreuzbandriss?
Der häufigste Verletzungsmechanismus bei Rupturen des vorderen Kreuzbandes sind übermäßige Rotationsbewegungen, besonders bei feststehendem Unterschenkel. Solche Bewegungen können beispielsweise durch ein Valgus-Außenrotations- oder ein Varus-Innenrotationstrauma ausgelöst werden, sowie durch einen abrupten Bewegungsstop im Kniegelenk.
Fußballer und Skifahrer sind besonders gefährdet für solche Verletzungen. Verletzungen des hinteren Kreuzbandes entstehen hingegen durch einen direkten Verschiebemechanismus der Tibia nach dorsal, beispielsweise durch eine hohe Krafteinwirkung im Rahmen eines Anpralltraumas.
Eine Studie aus Amerika hat den vorderen Kreuzbandriss bei weiblichen Athleten untersucht. Dabei fanden die Autoren heraus, dass weibliche Athleten ein höheres Risiko für diese Art von Verletzungen haben, möglicherweise aufgrund von anatomischen, hormonellen und neuromuskulären Unterschieden.
Was sind die Symptome eines Kreuzbandrisses?
Direkt nach der Verletzung treten akute Schmerzen im Kniegelenk auf. Typischerweise berichten Patienten über ein starkes Instabilitätsgefühl und ein Verschiebegefühl von Oberschenkel gegen Unterschenkel. Das Vertrauen in das eigene Kniegelenk schwindet. Wenn das Bein belastet wird, knickt das Knie häufig weg – dies wird als „Giving-Way-Phänomen“ bezeichnet. Oftmals berichten Betroffene auch von einem Zerreißgefühl und einem hör- und spürbaren Krachen.
Ab wann treten Schmerzen bei einem Kreuzbandriss auf?
Die Schmerzen setzen im Moment der Verletzung ein. Sie sind akut und können je nach Schweregrad der Verletzung variieren. Bei einigen Patienten können die Schmerzen so intensiv sein, dass sie jegliche Bewegung des betroffenen Beines vermeiden.
Welche Differenzialdiagnosen gibt es bei einem Kreuzbandriss?
Es gibt eine Reihe von Verletzungen und Zuständen, die ähnliche Symptome wie ein Kreuzbandriss aufweisen können, darunter Meniskusrisse, Verletzungen des Seitenbandes, Knochenbrüche und andere Bänderverletzungen im Knie.
Ein erfahrener Arzt wird in der Lage sein, diese Zustände durch klinische Untersuchungen und bildgebende Verfahren zu unterscheiden.
Wie wird der Kreuzbandriss diagnostiziert?
Die Diagnose eines Kreuzbandrisses basiert in erster Linie auf einer klinischen Untersuchung des Knies. Bildgebende Verfahren, insbesondere die Magnetresonanztomographie (MRT), sind jedoch entscheidend, um den genauen Ort und das Ausmaß der Verletzung zu bestimmen. Das MRT kann auch helfen, andere Verletzungen im Knie zu identifizieren, die gleichzeitig mit dem Kreuzbandriss auftreten können.
Das hintere Kreuzband und das vordere Kreuzband wird anhand verschiedener Tests untersucht, um eine genaue Diagnose stellen zu können.
Der vordere Kreuzbandriss wird wie folgt identifiziert:
- Vorderer Schubladen-Test bei 90° Flexion: Bei diesem Test wird überprüft, ob das Schienbein im Vergleich zum Oberschenkelknochen nach vorne verschoben werden kann. Ein positiver Test weist auf eine Schädigung des vorderen Kreuzbandes hin.
- Vorderer Lachman-Test: Dieser Test ähnelt dem Schubladen-Test, wird jedoch in einer leicht anderen Position durchgeführt. Dieser Test gilt als besonders zuverlässig bei der Diagnose eines vorderen Kreuzbandrisses.
- Pivot-Shift-Test: Hierbei wird die Instabilität des Knies überprüft. Ein positives Ergebnis zeigt, dass das Knie bei bestimmten Bewegungen plötzlich wegrutschen kann, was auf einen Kreuzbandriss hindeutet.
Im Röntgen wird hierbei auf das Lateral Notch Sign geachtet. Bei diesem Zeichen handelt es sich um eine spezifische Veränderung, die im Röntgenbild sichtbar wird und auf einen Kreuzbandriss hinweisen kann.
Wenn das vordere Kreuzband gerissen wurde, besteht auch die Vermutung eines „Unhappy Triad“. Bei der „Unhappy Triad“ Verletzung kommt es zu einer vorderen Kreuzbandruptur, einer Ruptur des medialen Seitenbandes und zu einer Meniskusläsion.
Diese Kombination von Verletzungen tritt häufig aufgrund eines speziellen Unfallmechanismus auf, dem Flexions-Valgus-Rotationstrauma. Dabei kommt es durch eine abrupte Bewegung oder einen Stoß zu einer starken Belastung auf das Knie, wodurch mehrere Strukturen gleichzeitig verletzt werden können.
Die Diagnostik eines hinteren Kreuzbandrisses ist essenziell, da die Symptome bei einer isolierten Ruptur oftmals nicht auffällig sind und daher leicht übersehen werden können.
Zur Diagnostik werden sowohl äußerlich sichtbare Anzeichen als auch spezifische klinische Tests herangezogen:
- Kontusionsmale und popliteales Hämatom: Nach einer Verletzung des hinteren Kreuzbandes können Kontusionsmale, also blaue Flecken oder Prellmarken, auftreten. Ein popliteales Hämatom bezeichnet einen Bluterguss in der Region der Kniekehle. Beide sind potenzielle Indikatoren für eine Verletzung.
- Druckschmerz in der Kniekehle: Ein empfindlicher oder schmerzhafter Bereich bei Druckausübung in der Kniekehle kann ebenfalls auf eine Verletzung des hinteren Kreuzbandes hinweisen.
- Klinisch relevante Tests: Spezifische Untersuchungsmethoden helfen, die Diagnose zu präzisieren:
- Schubladen-Test: Hierbei wird das Knie des Patienten in einem Winkel von 90 Grad gebeugt. Durch das Nachhinten-Schieben des Schienbeins gegen den Oberschenkel kann festgestellt werden, ob eine übermäßige Beweglichkeit vorliegt, die auf einen Riss hinweisen könnte.
- Gravity Sign: Bei diesem Test wird das Bein des Patienten so gelagert, dass das Knie in einem 90-Grad-Winkel gebeugt ist. Ein selbstständiges Nachhinten-Rutschen des Schienbeins aufgrund der Schwerkraft kann auf einen Riss im hinteren Kreuzband hindeuten.
- Reversed Lachman-Test: Bei diesem Test wird das Knie leicht gebeugt und versucht, das Schienbein nach hinten zu ziehen. Eine erhöhte Beweglichkeit in dieser Position könnte ein Zeichen für einen Riss sein.
Wie wird ein Kreuzbandriss therapiert?
Es ist wichtig, zwischen einer vorderen und hinteren Kreuzbandverletzung zu unterscheiden, da die therapeutischen Ansätze variieren. Bei jüngeren, aktiven Patienten wird eine vordere Kreuzbandruptur meist operativ angegangen, während ein hinterer Kreuzbandriss häufig konservativ behandelt wird. Eine sofortige Erstversorgung bei solchen Verletzungen besteht in der Hochlagerung des Beins, Kühlung, Gabe von Schmerzmitteln und Ruhigstellung.
Wenn Kinder eine knöcherne Ausreissung, besonders am tibialen Ansatz, erleiden, wird das Band normalerweise nur wieder befestigt, also refixiert. Die häufigere vordere Kreuzbandruptur, besonders bei jüngeren aktiven Personen, wird oft durch eine arthroskopische Operation behandelt, um die Stabilität des Knies wiederherzustellen und zukünftige Schäden zu verhindern. Bei diesem Eingriff wird das gerissene Kreuzband durch eine autologe Sehne, eine sogenannte Kreuzbandplastik, ersetzt. Typischerweise findet diese Operation entweder unmittelbar nach der Verletzung oder innerhalb von 4–6 Wochen danach statt. Während dieser Wartezeit wird den Patienten eine Knieorthese verordnet. Nach der Operation wird eine funktionelle Nachbehandlung durchgeführt.
- Vordere Kreuzbandplastik: In einem ersten Schritt werden Bohrkanäle sowohl in die Tibia als auch in den Femur eingebracht. Die Position dieser Kanäle entspricht dem ursprünglichen Ursprung und Ansatz des vorderen Kreuzbandes. Anschließend wird das Transplantat durch diese Bohrkanäle gezogen und dort fixiert.
Bei einer Ruptur des hinteren Kreuzbandes liegt der Schwerpunkt der Behandlung auf konservativen Maßnahmen. Dies umfasst Physiotherapie, insbesondere Kräftigungs- und Koordinationsübungen, sowie das Tragen einer Orthese. Eine solche Orthese sollte für mindestens 12 Wochen getragen werden, um eine narbige Heilung der Verletzung zu gewährleisten. Bei zusätzlichen Verletzungen oder wenn das Knie später instabil erscheint, kann eine operative Stabilisierung mittels Sehnentransplantation erforderlich sein.
Sollte es zu einer „Unhappy Triad“-Verletzung kommen, bei der neben dem Kreuzbandriss auch der Innenmeniskus betroffen ist, wird dieser je nach Schwere entweder refixiert oder teilweise entfernt.
Was sind die Folgen eines Kreuzbandrisses?
Ein Kreuzbandriss ist eine ernste Knieverletzung, die ohne adäquate Behandlung schwerwiegende Folgen für die Gesundheit und Funktion des Knies haben kann. Ein solcher Riss führt wie bereits erwähnt zu einer Instabilität im Kniegelenk, was wiederum ein erhöhtes Risiko für Meniskus- und Knorpelschäden mit sich bringt. Diese Schäden entstehen durch die Gelenkinstabilität und -inkongruenz, da die natürliche Ausrichtung und Bewegung des Knies beeinträchtigt ist. Langfristig kann diese Instabilität und die daraus resultierenden Schäden das Risiko für eine posttraumatische Gonarthrose, eine Form der Kniegelenksarthrose, erhöhen.
Das Hauptziel der Rekonstruktion eines Kreuzbandes ist die Wiederherstellung der ursprünglichen Stabilität des Knies. Dies ist essentiell, um weitere Knieverletzungen zu verhindern und das Risiko der Entwicklung einer Arthrose zu minimieren. Es ist wichtig zu betonen, dass eine Kreuzbandverletzung als eine präarthrotische Veränderung betrachtet wird, d.h. sie kann den Weg für degenerative Veränderungen im Knie ebnen, die zu Arthrose führen. Daher ist es entscheidend, den individuell besten Therapieansatz zu wählen, sei es konservativ oder operativ. Die Entscheidung hängt von der Schwere der Verletzung, dem Alter, der körperlichen Aktivität und anderen individuellen Faktoren des Patienten ab.
Wenn ein Patient sich für eine Operation entscheidet, kann er in der Regel nach drei bis sechs Wochen ohne Hilfsmittel gehen. Ein leichtes Training ist nach etwa acht Wochen wieder möglich. Für sportlich aktive Patienten, die an Wettkämpfen teilnehmen möchten, sollte jedoch beachtet werden, dass die vollständige Rückkehr in den Wettkampfsport in der Regel neun bis zwölf Monate nach der Operation erfolgt. Es ist wichtig, dem Heilungsprozess genügend Zeit zu geben, um sicherzustellen, dass das Knie vollständig genesen und stabil ist.
Wie kann man sich vor einem Kreuzbandriss schützen?
Eine Studie hat 2013 gezeigt, dass Neuromuskeltrainingsprogramme, insbesondere bei weiblichen Athleten, die Inzidenz von VKB-Rissen verringern. Auch könmen spezielle Trainingsprogramme, die auf Kraftaufbau, Flexibilität und Bewegungstechniken abzielen, das Risiko von Kreuzbandrissen reduzieren.
Quellen
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